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Emotionales Design heißt menschlich(er)es Design

5. April 2022

Emotionales Design ist das Puzzleteil, das digitale Produkte mit Persönlichkeit versieht. Können Emotionen geweckt werden, dann entsteht eine Verbindung zwischen den Usern und dem Produkt.

Emotionslose Maschinen

Mit der digitalen Revolution wurde ein Menschheitstraum Wirklichkeit: das Zusammenleben und die Interaktion mit allen Arten von Maschinen. Die Maschinen verließen unsere kollektive Vorstellungskraft und hielten Einzug in unsere Häuser. Je intelligenter sie wurden, desto mehr wächst ihre Bedeutung in unserem Alltag und desto mehr verlassen wir uns auf sie (kein Wunder, dass auch Digital Detox immer beliebter wurde – aber das ist ein anderes Thema).

Am Anfang waren wir von allen digitalen Produkten beeindruckt. Wir wollten mit ihnen interagieren und waren sogar bereit, uns an ihre Art der Kommunikation anzupassen. Jetzt, da wir uns an sie gewöhnt haben, wollen wir eigentlich nur noch, dass sie ihre Arbeit tun, während wir unser ganz normales Leben führen. Der Spieß hat sich umgedreht – wir erwarten, dass sich die digitalen Produkte an uns anpassen.

Das fehlende Puzzleteil

Die Anpassung an den Menschen bedeutet, dass wir auf etwas zurückgreifen, das der digitale Fortschritt in seinen Anfangsjahren ignoriert hat – die Menschlichkeit. Jetzt, da uns die Neuartigkeit von digitalen Produkten nicht mehr beeindruckt und wir alle mit ihnen interagieren wollen, sollen sie freundlich, manchmal unsichtbar und so menschlich wie möglich werden. Um das zu erreichen, sollen die Produkte und Dienste unsere menschlichen Persönlichkeiten hinter den Bildschirmen und Anwendungen zum Vorschein kommen lassen. Sie sollen eine Umgebung bieten, die menschliche Beziehungen fördert und unseren einzigartigen Merkmalen Rechnung trägt. Und genau hier kommt das emotionale Design ins Spiel. Es schafft eine essenziellere Ebene der Benutzererfahrung.

Was ist emotionales Design?

Emotionales Design befasst sich damit, wie Nutzer ein Produkt oder eine Dienstleistung wahrnehmen. Es konzentriert sich auf die Rolle von Emotionen im Design und umfasst alles, was dazu beiträgt, Emotionen bei den Nutzern zu wecken.  Denn die digitalen Produkte haben (noch) keine Gefühle, die Nutzer schon. Emotionen lassen sich nicht in die von uns entworfenen Produkte einbauen, sie leben in den Köpfen und Körpern unserer Nutzer.

Als eine grundlegende menschliche Eigenschaft zeigen uns Emotionen, was wichtig ist. Sie sorgen dafür, dass wir uns an Dinge erinnern, positiv oder negativ. Sie bestimmen, ob wir etwas mögen und benutzen oder nicht. Beim emotionalen Design geht es darum, eine Verbindung mit den Nutzern herzustellen, ihnen das Gefühl zu geben, mit einer anderen Person zu interagieren und eine Beziehung aufzubauen, während sie das Produkt oder die Dienstleistung verwenden.

Wo kommt der Begriff emotionales Design her?

Don Norman, der Emotionales Design erstmals in seinem populären Buch „Emotional Design: Warum wir alltägliche Dinge lieben (oder hassen)“ erklärte, nennt drei Ebenen, aus denen sich unser emotionales System zusammensetzt:

  • Die viszerale Ebene ist angeboren. Hier geht es um das Aussehen und den ersten Eindruck eines Designs, die oberflächlichen Qualitäten, die zwei funktionell ähnliche Einheiten voneinander unterscheiden. Hier kommt das Branding durch die Verwendung von Bildern, Markenwerten und Farben ins Spiel
  • Die Verhaltensebene beeinflusst unsere Erwartungen und unser Verhalten. Hier geht es um den funktionalen und praktischen Aspekt von Produkten, mit anderen Worten um ihre Usability. Auf der Verhaltensebene geht es um die Emotionen, die wir bei der Verwendung von Produkten empfinden, und darum, wie effektiv sie uns dabei helfen, unsere Ziele zu erreichen
  • Auf der Reflektionsebene lassen wir bewusst die Vergangenheit Revue passieren oder denken über die Zukunft nach. Hier betrachten wir auch Produkte ganz bewusst. Es geht nicht mehr nur um den oberflächlichen Aspekt oder die Funktionalität, die durch die ersten beiden Ebenen definiert werden. Wir stellen uns vielmehr die Frage, was dieses Produkt für uns als Individuen bedeutet und was unser Umgang mit dem Produkt über uns aussagt. Die Reflexionsebene mit dem Design anzusprechen und auf ihr zu bestehen ist die hohe Kunst des emotionalen Designs

Die Kombination dieser drei Ebenen macht die vollständige emotionale Erfahrung eines Produkts aus.

Das nächste Mal Praxis

Das hört sich alles gut an, ist aber noch recht theoretisch. Um die Lücke zur Praxis zu schließen, haben wir beschlossen, uns bei der Neugestaltung unserer Website auf eine emotionale Designreise zu begeben und unsere Erkenntnisse zu teilen. Wir möchten diese Gelegenheit nutzen, um unsere Persönlichkeit und unsere interne Kultur auf unserer Website zum Ausdruck zu bringen. Wenn du also an diesem Thema interessiert sind, dann findest du hier bald mehr dazu.

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